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Unsere Gesellschaft Ende des 19. Jahrhunderts
#1
Gesellschaftsbild

Unsere Spielepoche lehnt sich an die gesellschaftlichen Umstände des späten 19. Jahrhunderts an. Da die damaligen Zustände jedoch nicht jedem geläufig sind und zudem auch noch in unserem Setting teilweise noch spezielle, nicht säkulairisierte Umstände dazukommen, stellen wir hiermit ein paar Details zum Nachlesen bereit.

Herrschaftsgefüge
Kirche und Staat sind untrennbar miteinander verwoben, das Magisterium ist also die Instanz, die sowohl die Glaubens- als auch die Staatgewalt darstellt. Selbstredend, dass hier keine Wahlen stattfinden, freie schon gar nicht. Ein Gottesstaat, ein technisch fortgeschrittenes Mittelalter im Kapitalismus sozusagen. Die Stände und Klassen sind gottgegeben, weswegen sie auch niemand in Zweifel ziehen sollte, wenn er die göttliche Ordnung nicht in Frage stellen will. Und das sei niemandem geraten. Es gibt mächtige Familien, die Ansehen und Geld besitzen, die kleine Mittelschicht der gut bürgerlichen Leute und die Arbeiterklasse. Zwischen den Schichten wird selten geheiratet und nahezu niemand wechselt seine Schicht, in die er hineingeboren ist, da die ‚vom Tellerwäscher zum Millionär‘-Mentalität nicht gut zu göttlich gefügter kapitalistischer Ordnung passt, auch wenn die fortschreitende Industrialisierung natürlich an diesem Punkt Ausnahmen zulässt: Es gibt sie, die Bürgerlichen, die durch ihre Fabriken oder andere Unternehmungen gemachte und einflussreiche Männer geworden und in die Elite aufgestiegen sind, doch es geschieht wirklich mehr als äußerst selten, nahezu unmöglich, dass es einer aus der Arbeiterklasse bis dorthin schafft. Auch wenn solche Ausnahmen natürlich dennoch hier oder dort vorgekommen sein sollen.

Rechtssystem
Die Gerichtsbarkeit liegt ebenfalls in den Händen des Magisteriums. Eine blinde Justizia existiert nicht, denn vor dem Gesetz ist eben nicht jeder gleich. Niemand ist unschuldig bis seine Schuld bewiesen ist, meistens ist es sogar genau anders herum. Gerne entscheidet auch einfach ein willkürlicher Erlass des obersten Richters oder des Kardinals über Schuld und Unschuld eines Angeklagten. Die Garde als Exekutive der Staatsgewalt ist eine Art Mischung aus Militär und Polizei, sicherlich aber niemand, der sich viel gefallen lässt oder gegen den es legitime Handhabe gibt. Dementsprechend kann man gegen sie auch keinerlei Rechte durchsetzen. Es existieren Prügelstrafen und auch die Todesstrafe z.B. durch Hängen oder das reinigende Feuer wird nicht selten vollstreckt. Letzteres natürlich vor allem gegen Hexen oder ketzerische Prediger. Aber auch Strafen wie eine abgehackte Hand nach Diebstahl sind noch immer weit verbreitet.

Glaube
Oberste Instanz von Glaube, Staat und Gerichtsbarkeit ist, wie bereits erwähnt, das Magisterium, das alle Gewalt in sich vereint. Dem Glaubenszweig steht der Kardinal vor, dem sich alle Bischöfe und Priester unterordnen. Auch wenn sie kein Gericht an sich sind, so gilt doch das Wort eines Geistlichen nahezu als Gesetz, gerade in Fragen des Glaubens und der Seele ohnehin. Doch auch die Bevölkerung glaubt durchgehend fest an jenen christlichen Gott und an ein Leben nach dem Tod. Sie leben somit auch stets in dem Bewusstsein, dass Taten wider dem Wort Gottes, für die man sich am Ende seines Lebens zu verantworten hat, in ihr Verderben führen können. Zumindest solange sie keine Absolution für sie erfahren. Die Gefahr, den Weg zur ewigen Verdammnis der Hölle einzuschlagen, ist real und Atheisten sind nahezu nicht vorhanden. Zumindest jedoch nicht offen, doch die meisten Menschen sind ja nun auch tatsächlich von einer allmächtigen göttlichen Instanz überzeugt, die ihr Schicksal lenkt und am Ende über sie urteilt. Die Schöpfungsgeschichte wird weithin für real gehalten, die Evolutionstheorie ist unbekannt. Jemand wie Darwin hätte mit seinen Theorien auch ein überaus gefährdetes Leben in einem Gottesstaat.

Liebe
Viktorianisch prüde ist die Gesellschaft und allein schon nackte Knöchel können rasch sowohl Stein des Anstoßes als auch Teil ungehöriger erotischer Vorstellungen werden, vor allem in den höheren Schichten. Ehen werden - ebenfalls gerade in den höheren Schichten - größtenteils arrangiert und es ist nicht unüblich, dass solche Arrangements schon im frühjugendlichen Alter getroffen werden. Gleichgeschlechtliche Beziehungen oder entsprechende sexuelle Handlungen sind in den Augen Gottes ein Gräuel und somit gelten sie als unnatürlich. Sie werden per Gesetz streng verfolgt und bestraft. In Sachen ‚kein Sex vor der Ehe‘ gibt es natürlich entsprechende Richtlinien, doch der Staat redet seinen Untertanen hier nicht hinein. Letzten Endes liegt die Schande und Verantwortung für ein uneheliches Kind ohnehin bei der Frau, die in den Augen der Gesellschaft dafür zu sorgen hat, tugendhaft und sittsam zu bleiben und durch ihre Erscheinung und ihr Verhalten keine Männer zu Unsittlichkeiten zu provozieren.

Die Rolle der Frau
Das weibliche Geschlecht ist das schwache Geschlecht und daran gibt es auch gar keine Zweifel. Gleichberechtigung ist nicht einmal als Wort bekannt, Emanzipation erst recht nicht. Rechte haben Frauen nahezu keine. Die Gesellschaft (Frauen wie Männer) lebt das Bild der anmutigen Begleiterin ihres Mannes, die ihm untergeordnet für die Kinder und den Haushalt zuständig ist. In höheren Schichten gehört es zu ihrer Ausbildung, mindestens ein Instrument sowie Handarbeiten zu lernen und ansonsten eben, wie man einen Haushalt führt. Frauen sind an Universität so gut wie nie zu sehen, ihnen bleibt die höhere Bildung im Regelfall verwehrt. Die Anzahl an Studierten lässt sich an einer Hand abzählen und betrifft auch dann nur verhöhnte Studiengänge wie die Experimentaltheologie. Selbst mit Abschluss werden Frauen auch dann meist noch nicht ernst genommen und maximal belächelt, im schlimmsten Fall sogar als Hexen abgestempelt. Allein schon, weil niemand ihnen zutraut, so viel Verstand für derlei Dinge mitzubringen, wie ihn ein Mann eben besitzt. Die Frauen höherer Schichten richten Teenachmittage aus und tauschen sich mit ihren Gleichgesinnten über Modefragen aus, während sie für intellektuelle, politische oder gesellschaftliche Themen das Feld ihren Männern überlassen. Tanzt hier doch einmal eine Frau aus der Reihe, so kommt es nicht selten vor, dass sie komplette gesellschaftliche Ächtung erfährt. In den unteren Schichten, in denen das Geld niemals ausreichend ist, sind Frauen oftmals gezwungen zu arbeiten, gerade wenn sie verwitwet sind. Dies ist der einzige Grund überhaupt für eine Frau zu arbeiten und es sind eher das Verkaufen an Marktständen oder Handlangerarbeiten, denen sie hier nachgehen. Abstrusitäten wie Frauen bei der Garde sind selbstverständlich undenkbar. Wie sollte das schwache Geschlecht in all seiner Sanftheit solch einer Aufgabe auch gewachsen sein? Und wie soll das dazu auch noch mit einem Kleid aussehen?

Erziehung & Bildung
Es gibt keine Schulpflicht und Bildung ist ein Privileg der höhen Klassen. Die Arbeiterklasse tut das, wozu sie da ist: sie arbeitet. Auch Kinder arbeiten oft. Aufgrund ihrer geringen Größe eignen sie sich beispielsweise besonders gut als Minenarbeiter für die engen Schächte und auch die Uhrmacher schätzen ihre schmalen Hände. Ansonsten können sie beispielsweise Botengänge erledigen, sowie Maschinen oder Schuhe putzen. Außerdem gehen sie natürlich auch schon früh in die Lehre. Aus diesen Gründen ist der Analphabetismus weit verbreitet, die wenigsten Menschen können Lesen und Schreiben. Schule der höheren Schichten umfasst als Grundlage 5 Jahre als solide Basis, die dann auch die höheren Töchter nicht überfordert. In der Elite übernehmen zumeist Hauslehrer eine solch bildende Aufgabe im Einzelunterricht, die dann auch weitergehen und länger dauern kann. Manche schicken ihre Kinder auch auf Internate. Die Söhne können von hier aus das Studium an der Universität weiterverfolgen.
Sowohl in der Schule als auch zu Hause sind körperliche Strafen durchaus an der Tagesordnung, Kinderrechte oder gewaltfreie Erziehung ist vollkommen unbekannt, auch wenn es hier und da exotische Familien geben soll, die tatsächlich auf Züchtigung verzichten. Die eine oder andere Ohrfeige, der ein oder andere Rohrstock auf den Fingern, hin und wieder 'übers Knie gelegt' werden - das ist unabdingbarer Teil der Erziehungsmaßnahmen des 19. Jahrhunderts, auch wenn es sicherlich wiederum auch nicht an der Tagesordnung ist, als Kind jeden Tag schwer misshandelt zu werden.

Das Tabu
Es gilt hier das absolute Unberührbarkeitsgebot. Das Tabu, dass Menschen niemals fremde Daemons und diese wiederum niemals fremde Menschen berühren, ist absolut und bindend und so tief in der Menschheit verankert, dass es selbst im Krieg nicht gebrochen wird, weil niemand auch nur auf die Idee käme, einen fremden Daemon anzurühren. Schließlich sind Daemons definitiv keine Haustiere, sondern ganz klar die Seele eines jeden Menschen, sein tiergewordenes unbewusstes Ich. Mensch gegen Mensch, Daemon gegen Daemon - das sind die Gleise, auf denen das Denken der Gesellschaft basiert. Alles andere ist schlicht nicht einmal in der Phantasie vorstellbar und wenn dann nur mit einem gehörigen Schaudern. Schließlich ist das Gefühl, die Seele eines anderen zu berühren oder berührt zu bekommen, mehr als unangenehm! Kommen Mensch und fremder Daemon in Berührung, bedeutet das immer einen Einblick in die Seele. Eine Offenlegung vom tiefsten inneren Sein, selbst wenn der Daemon derjenige ist, von dem die Berührung ausgeht. Es brennt sich unwiderruflich ein, ein prägendes, beinahe immer negatives Erlebnis, das niemand einfach so weggesteckt.
Wer das Tabu missachtet, wird mit dem Tod bestraft. Selbst das Magisterium hält diese Grenze, zumindest offiziell, unabdingbar ein.




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